

Die Nuklearmedizin befasst sich mit der Anwendung radioaktiver Substanzen am Menschen zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken (d.h. für Untersuchungen und zur Behandlung von Erkrankungen).
Typischerweise wird eine geringe Menge einer schwach radioaktiven Substanz (Isotop) an eine im normalen Stoffwechsel vorkommende Substanz (Carrier) gebunden, was als „Tracer“ („Spürhund“) bezeichnet wird. Diese Tracer sind radioaktive Arzneimittel und verhalten sich im Körper wie natürlich vorkommende Substanzen, deren Verhalten damit untersucht werden kann. Tracer können bei Abbildung mittels einer sog. Gammakamera, welche die radioaktive Strahlung auffängt, Stoffwechselvorgänge gezielt sichtbar machen. Durch Substanzen, die vom Knochen aufgenommen werden, kann so beispielsweise der Knochenstoffwechsel dargestellt werden. Eine Substanz, die sich wie Jod verhält, erlaubt eine Abbildung der Schilddrüsenfunktion. Andere Substanzen ermöglichen die Abbildung der Lungendurchblutung, der Nierenfunktion, etc. Insgesamt können sehr viele unterschiedliche Stoffwechselvorgänge im Rahmen von gutartigen und bösartigen Erkrankungen untersucht werden, je nach verwendetem radioaktivem Medikament.
Häufig durchgeführte nuklearmedizinische Untersuchungen umfassen die Schilddrüsendiagnostik und die Skelettszintigrafie (Knochenszintigrafie), siehe unten.
Weitere Informationen zu nuklearmedizinischer Diagnostik und Therapie finden Sie z.B. unter: www.nuklearmedizin.de.
Die Schilddrüsendiagnostik besteht neben Befragung des Patienten (Anamnese) und organbezogener Untersuchung aus der Bestimmung entsprechender Laborwerte, der Schilddrüsensonografie sowie ggf. der Schilddrüsenszintigrafie.
Die Bestimmung der schilddrüsenspezifischen Laborwerte, ggf. einschließlich spezieller Antikörper, gibt Auskunft über die Funktionslage (normal; Überfunktion; Unterfunktion) und ggf. Ursache einer Schilddrüsenerkrankung.
Die Schilddrüsensonografie erlaubt eine Abbildung des Gewebes der Schilddrüse. So können z.B. eine Vergrößerung der Schilddrüse, sowie knotige oder entzündliche Veränderungen erkannt werden.
Wenn eine Überfunktion der Schilddrüse besteht oder wenn knotige Veränderungen vorliegen, kann durch die Schilddrüsenszintigrafie die lokale Funktion des Schilddrüsengewebes abgebildet werden, das sog. Schilddrüsenszintigramm. Hierzu wird eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz injiziert (Technetium-99m), welche sich sehr ähnlich dem natürlich vorkommenden Jod in der Schilddrüse anreichert. Wenige Minuten nach Injektion in eine Vene kann das Szintigramm der Schilddrüse erstellt werden. Ein „heißer Knoten“, also ein Knoten mit umschrieben vermehrtem Schilddrüsenstoffwechsel kann so erkannt werden; auch funktionslose Knoten (sog. „kalte Knoten“) sind nur durch eine Szintigrafie erkennbar.
Aus dem Gesamtergebnis des notwendigen Teils der genannten Untersuchungen ergibt sich dann die entsprechende Diagnose, welche eine ggf. erforderliche individuelle Behandlung der Schilddrüsenerkrankung ermöglicht.
Die Skelettszintigrafie ist ein Verfahren, mit welchem der Knochenstoffwechsel bildlich dargestellt werden kann (Skelettszintigramm, Knochenszintigramm). Im Gegensatz zum Röntgenbild steht hierbei nicht die Form und Gestalt des Knochens, sondern vielmehr dessen Funktion im Vordergrund.
Ablauf der Untersuchung: In eine Vene erfolgt die Injektion einer radioaktiven Substanz (Tc99m-markiertes Phosphonat), die vom Knochen entsprechend dessen Umbauaktivität aufgenommen wird. Im direkten Anschluss an die Injektion können Frühaufnahmen erfolgen, um die Durchblutung abzubilden (z.B. bei Frage nach entzündlichen Prozessen). Im Anschluss an die Injektion sollte der Patient vermehrt trinken, um die Ausscheidung der radioaktiven Substanz aus der Harnblase zu beschleunigen und damit die Bildqualität zu verbessern. Zwei bis drei Stunden nach der Injektion erfolgen dann die Spätaufnahmen, um den Knochenstoffwechsel abzubilden.
Die Knochenszintigrafie erlaubt die Untersuchung aktiver Umbauvorgänge des Knochens bei einer Vielzahl von gutartigen und bösartigen Erkrankungen. Beispiele für entsprechende Fragestellungen sind: Gelenkentzündungen bei rheumatischen Erkrankungen, abnutzungsbedingte Gelenkveränderungen (Arthrosen), Frakturen (Knochenbrüche, welche ggf. im Röntgenbild nicht sicher erkennbar sind), Lockerung oder Entzündung von Gelenkprothesen, Metastasensuche (Tochtergeschwülste von z.B. Prostatakrebs, Brustkrebs, etc.).
Da szintigraphisch erkennbare Knochenveränderungen häufig unspezifisch sind, ist im allgemeinen bei krankhaften Befunden ein Vergleich mit Röntgenaufnahmen sinnvoll. Sofern solche bereits vorliegen, sollten diese zur Untersuchung mitgebracht werden.